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Der Glockenteich bei Kurtscho, Kreis Crossen

  Mündlich von einer Waschfrau in Guben

In Kurtscho war eine Glocke noch nicht getauft. Sie sollte den Namen Susanne bekommen; den wollte sie aber nicht. Darum ist sie davongeflogen in einen Teich. Dort hat sie immer geklungen: „Hoľ sie alle,“ damit die andern Glocken auch nachkommen sollten.

Der Teich heißt noch heute der Glockenteich. Mittags von 11 bis 12 Uhr kam sie ans Ufer. Ein Mann ging einmal am Teiche vorbei in die Mühle, der sah die Glocke. Er hat aber dabei geflucht. Da wurde er von der Glocke gleich mit hereingerissen in den Teich.

Mittags läutet die Glocke im Wasser; dann gehen die Leute horchen, ob sie sie hören werden.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894