Schloss- und Reitbahn in Merode

Der Graf von Merode war Marschall beim österreichischen Kaiser gerade zu der Zeit, als auch Prinz Eugen diese Würde bekleidete. Beide Heerführer hatten dem Kaiser viele gute Dienste geleistet. Doch Prinz Eugen wurde dem Grafen vorgezogen. Das verdross den Grafen sehr, und nach Beendigung des Krieges nahm er grollend seinen Abschied aus dem Heeresdienste. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Kaiser nahm er Abschied von ihm mit den Worten: „Jetzt gehe ich nach Merode. Dort werde ich mir ein Schloss bauen, das soll größer und schöner sein als dein Palast.“

Nach der Rückkehr des Grafen wurde das alte Schloss zu Merode abgerissen und ein neuer, herrlicher Bau an seiner Stelle aufgeführt. Es ist das jetzige Schloss, das mit seinen vielen Türmen im Sonnenschein einer schönen Landschaft weithin in die Lande schaut. Das Schloss hat nun heute so viel Fenster als Tage im Jahre sind. Gleichzeitig legte der Graf eine Reitbahn an, die auf steinernen Pfeilern aufgebaut war. Dem Plane nach sollte sie vom Schlosse bis zum sogenannten neuen Hause in Schlich sich erstrecken. Der Tod des Bauherrn hinderte die Vollendung des Werkes. Dies war aber nur ein Glück für die Familie, da die Aufführung des Teilwerkes der Reitbahn bereits zu viel Geld verschlungen hatte.

Während der französischen Regierung ist die Reitbahn abgebrochen und das Hauwerk in Jülich zu dem neuen Brückenbaue verwandt worden.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet, 1914; eifelon.de