Hexelisbeth von Geich

  Mündlich aus Luchem und anderen Orten

Eine Frau aus Geich, „Hexelisbeth“ von einigen genannt, war angeklagt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen, das Vieh krank gemacht und sonstige Übel in den Familien verursacht zu haben. Deshalb wurde ihr der Prozeß gemacht, und sie auf die Folter gespannt, aber sie wollte kein Bekenntnis ablegen.

Als man sie vergeblich gerädert hatte, brachte man sie in den Hexenturm und trug dem Wächter auf, genau auf alles zu achten, was sie im Verließe mache, um ein Zeugnis gegen sie zu erhalten. Kaum war sie im Gefängnisse, da hörte der draußen lauschende Wächter folgendes Zwiegespräch: „Da hättest du mich aber bald verlassen.“ Eine andere Stimme antwortete darauf: „Der Schwarze, der neben dir stand, war mir im Wege; darum war meine Macht zu Ende.“

Gleich hinterbrachte das der Wächter den Gerichtsherren, und man schloß daraus, daß die Hexe mit dem Teufel gesprochen habe, und daß dieser unter dem Schwarzen den Geistlichen verstand, der neben der Hexe während der Folter gestanden und zum Bekenntnis ermahnt hatte. Man verurteilte sie zum Feuertode. Auf einer großen, mit Schanzen beladenen Karre wurde sie nach dem bekannten Verbrennungsplatz der Hexen, dem „Schöbbich“ zu Echtz, gefahren.

Der Graf ritt mit dahin. Um noch ein Zeugnis gegen die Hexe zu erhalten, rief er ihr auf dem Wege zu: „Zeige mir, ob du wirkich hexen kannst!“ Sie antwortete: „Komme näher an mich heran!“ Das tat er. Sie hauchte über ihn, und sofort war der Graf mit Ungeziefer bedeckt.

In Jüngersdorf erzählte man sich, dass es eine Frau aus Echtz gewesen sein soll, der man viele Krankheiten unter den Kindern zur Last legte. Lange Zeit habe man sie im Hexenturme gefänglich gehalten, aber man habe keine Macht über sie gehabt, weil der Teufel sich in ihren Haaren versteckt gehalten und sie beschützt habe. Um sie der Macht des Teufels zu entziehen, habe man ihr das Haupthaar abgeschoren.

In der Nacht erschien ihr der Teufel und habe sie getröstet mit den Worten: „So lange du noch ein Haar am Leibe hast, können sie dir nichts machen.“ Da schor man ihr das letzte Haar und brachte sie auf einem Wagen nach Echtz zum „Schöbbich“, um sie zu verbrennen. Auf dem Wege sagte der sie begleitende Geistliche zu ihr, sie solle ihnen zeigen, daß sie etwas könne. Da nahm sie eine Hand voll Staub und warf ihn über den Kutscher, der augenblicklich ganz voll Läuse war. Da bat man sie, ihn wieder von der Plage zu befreien. Sie blies über den Kutscher, und sogleich war er von dem Übel befreit. –

In Lucherberg erzählt man sich die Sage fast in übereinstimmender Weise. Dort fügt man noch hinzu, sie habe, als sie auf dem Scheiterhaufen stand, ihr rotes Mützchen, wie sie damals in der Mode waren, vom Kopfe gegriffen und sie unter die zuschauende Menge geworfen. Deshalb habe man seit der Zeit diese Mützchen nicht mehr getragen.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Indegebiet, 1914; Seehexen