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Die weiße Taube auf dem Schlosse zu Muskau

  G. Liebusch, Sagen und Bilder 1860 S. 30.

Wenn auf dem Schlosse zu Muskau ein Sprößling der herrschaftlichen Familie sterben soll, so zeigt sich, wenn der Todeskampf zu Ende geht, im Sterbezimmer eine schöne weiße Taube.

Im Jahre 1662 war Kurt Reinide von Callenberg Besitzer des Schlosses. Er hatte ein liebliches und gottesfürchtiges Töchterlein, Namens Catharina Eleonore. Aber an der Grenze des jungfräulichen Alters starb das hoffnungsvolle Fräulein. Kurz ehe sie starb, richtete sie sich noch einmal im Bette auf und fragte: Wo blieb denn die weiße Taube, welche um mein Bett flog? Als Niemand Antwort zu geben wußte, denn Reines hatte die Taube gesehen, da legte sie sich hin und entschlief sanft und selig.

Anmerkungen: M. Jaf. Stoeckerus erwähnt dieser Begebenheit in seiner am Grabe des Kindes gehaltenen Leichenrede.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862


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