Die Entstehung des Ortsnamens Einsiedel

(Aug. Kießling, Das Mineralbad zu Einsiedel, 1881, S. 8. Sachsens Kirchengalerie, 8. B., S. 72.)

Nach einer alten geschriebenen Chronik, welche im Pfarramtsarchive zu Neuhausen aufbewahrt wird, hat der Ort Einsiedel bei Sayda seinen Namen von drei Brüdern bekommen, welche sich vor langer, langer Zeit als Einsiedler dort aufhielten. Auch die zu Einsiedel gehörige Ortschaft Brüderwiese soll ihren Namen diesen drei Brüdern verdanken. Man vermutet, dass sich daselbst ihre Einsiedelei befand, denn in der Kirche zu Seiffen zeigt man eine alte Glocke, welche in der Brüderwiese aufgefunden worden sein soll und die möglicherweise der Klause der drei Einsiedler einst angehörte.

Auch das Dorf Einsiedel bei Chemnitz soll seine Entstehung einem Einsiedler verdanken, der in frühesten Zeiten dort gehaust hat.

Anmerkungen: Bei der früheren Unsicherheit des Reifens auf den alten Verkehrsstraßen durch unwirtliche Gebirge nahm die Kirche derartige Straßen vielfach unter ihren Schutz. Klosterbrüder bauten sich an ihnen in der Wildnis Klausen, um die Reisenden mit geistlichem Troste zu versehen und ihnen wohl auch leibliche Pflege angedeihen zu lassen. Die Namen von Dörfern, welche an den Plätzen solcher Einsiedeleien, an denen sich vielleicht auch Kapellen befanden, später entstanden sind, ebenso wie die Namen von Brunnen oder Anhöhen u. s. w., haben die Erinnerung an derartige Stationen erhalten. Es ist wohl möglich, dass auch der Ursprung unserer beiden Ortschaften auf die Niederlassung solcher Klosterbrüder zurückzuführen ist. Eine der alten Handelsstraßen führte von Sayda über Purschenstein und das jetzige Einsiedel nach Böhmen. (S. auch Dr. Alfr. Moschkau, Oybin-Chronik, S. 197.)

Quelle: Erzgebirge-Museum.de