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Der Charakter des Bauers aus Burg

  Burg

Zu Anfang dieses Jahrhunderts wohnte am Schlossberge bei Burg ein gewisser Bauer. Die Bewohner von Burg und Umgegend versicherten, dass er im Besitz eines Charakters sei, und dass er heimlich Zauberei treibe.

Als der betreffende Bauer eines Tages auf dem Felde arbeitete, suchte sein Sohn das Zauberbuch hervor, um darin zu lesen. Als er mehrere Seiten gelesen hatte, kamen gräuliche Ungethüme aller Art zu der Thür und den Fenstern herein, besonders viele Hasen; auch Krähen und andere Vogel kamen angeflogen.

Während das im Hause geschah, fühlte der Vater auf dem Felde eine plötzliche Unruhe und Angst. Er lief, so schnell er konnte, nach seinem Hause, riss die Thür auf und sah dort mit eigenen Augen, was sein Sohn angerichtet hatte. Sogleich nahm er das Buch zur Hand und las alle Stellen, welche der Sohn gelesen hatte, rückwärts. Als er so las, verschwanden alle die Ungethüme wieder, die Krähen flogen davon und die Hasen sprangen wieder zur Thüre hinaus. Seinem Sohn aber verbot er, das Buch je wieder in die Hand zu nehmen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880