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Die drei Mönche zu Frauenbreitungen
Ein Mönch in dem Kloster zu Frauenbreitungen war gestorben, und der Sitte nach waren zwei seiner Brüder zum Bachen und Beten an die Seite des Todten gestellt worden. Nun wollte es das Unglück, daß der Dienst gerade zwei der ärgsten Zecher traf, die es lieber mit dem Weinkrug als mit dem Brevier hielten. Als nun im Kloster alles zur Ruhe gegangen war, sagte der Eine zum Andern, er möge in den Keller gehen und einen Krug Wein heraufholen, das Beten wolle er unterdessen für ihn besorgen. Das ließ sich der Andere nicht zweimal heißen und machte sich sofort auf die Beine.
Inzwischen nahm der Zurückgebliebene das linnene Laken von dem Todten, hob diesen aus dem Sarge, setzte ihn statt seiner auf die Bank, schlüpfte hierauf in den Sarg und zog das Tuch über den Kopf. Kaum damit fertig, trat auch sein Kamerad mit einem vollen Kruge ein. Da sah er zu seinem Schrecken den Todten im Sarge zappeln. In seiner Angst flüchtete er sich zu dem auf der Bank. Der aber war kalt und steif. In diesem Augenblicke erhob sich der Andere und stieg aus dem Sarge. Vor Entsetzen lies der Mönch den Krug fallen und stürzte zu Boden. Der Kamerad wollte jetzt beispringen, brach jedoch indemselben Augenblick ebenfalls zusammen. Der Todte auf der Bank aber schlug die Augen auf, erhob sich, öffnete die Thür und rief um Hülfe. Der den Wein geholt hatte, kam nach und nach wieder zu sich; den Schalk aber hatte das Strafgericht ereilt. Er war und blieb todt. Doch jener, der zuerst im Sarge lag, soll noch lange gelebt haben.
Quellen: