<<< zurück | Sagen der mittleren Werra | weiter >>>
Von den beiden Herrenbreitunger Mönchen und der Frauenbreitunger Nonne
In der ersten Zeit des ehemaligen Klosters zu Frauenbreitungen lebten Augustinermönche und Nonnen so einig unter einem Dache, daß sie bald getrennt und die Mönche nach dem gegenüberliegenden Kloster zu Herrenbreitungen gebracht werden mußten. Darauf aber sollen sie sich einen gewölbten Gang unter der die beiden Orte scheidenden Werra durchgearbeitet und so den Zweck der Trennung vereitelt haben.
Da ist es denn nun vorgekommen, daß zwei Mönche zu einer Nonne in Liebe entbrannten, die Nonne aber den einen zurückwies und mit dem andern die Flucht verabredete. Als jedoch der Erstere von ihrem Vorhaben Kenntniß erhielt und gerade zu jener Zeit in einer kleinen Kapelle außerhalb des Ortes, wo man es noch am „Frühmeßchen“ heißt, Messe zu lesen hatte, so stellte er sich, als die Flüchtigen dem Walde zueilten, in den Hinterhalt und erstach sie dort mit einem langen Messer. Weil nun die Beiden so ohne Beichte und Absolution in ihrem sündhaften Wesen dahin fuhren, so müssen sie bis auf den heutigen Tag noch umgehen, ohne zu einander gelangen zu können, und zwar die Nonne im Abtswalde und der Mönch da, wo er seinen Geist ausgehaucht. Aber auch der Mörder hat noch keine Ruhe im Grabe, denn lassen sich die Beiden blicken, so tritt er immer noch zürnend zwischen seine Opfer.
Quellen: