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"Die Coeur Sechs" über dem Eingange der Apotheke in Tiefenort

Fragst Du in Tiefenort nach der Apotheke, so weist man Dich nach einem etwas nordöstlich von der Kirche gelegenen ehemaligen Sitze der Grafen von Beichlingen. Hast Du den ummauerten Vorhof durchschritten und stehst vor dem Eingange des steinernen, schloßartigen Gebäudes, so wird Dein Auge überrascht, wenn es in dem über der Thüre angebrachten Wappen statt der beiden rothen Querbalken im weißen Felde, dem Wappenschilde der Beichlinger, die „Coeur Sechs“ erblickt.

Die Sage erklärt dies auf folgende Weise: Der Letzte des Namens von Beichlingen, welcher zu Anfang des 16. Jahrhunderts dort gelebt haben soll, war ein gar leichtsinniger, dem Humpen wie dem Spiele ergebener Geselle. Vor Allem aber war er auf das eben aufgekommene Kartenspiel so leidenschaftlich versessen, daß er nach und nach fast all' seine fahrende und liegende Habe darin verlor. Dadurch noch immer nicht abgeschreckt, setzte er auch sein letztes Gut, den Burghof zu Tiefenort ein und zwar auf die „Coeur Sechs“, und auch der ging zum Kukuk. Als aber darauf der Graf mit dem Edelmann, welcher sein letztes Besitzthum gewonnen, an den Hof des Herzogs Friedrich Wilhelm von Sachsen kam, um von diesem die Besitzveränderung bestätigen zu lassen, schlugen sich die Verwandten des Beichlingers in's Mittel und erboten sich, ihm seine Schulden zu bezahlen und den Burghof zu Tiefenort auszulösen, wenn er die Bedingung eingehe, die für ihn so bedeutungsvolle „Coeur Sechs“ in sein Wappenschild aufzunehmen und sich fortan nicht mehr von Beichlingen, sondern von Spielberg, nach Andern von Spielhus, zu nennen. Dem nackten Grafen blieb nichts anders übrig, als auf diesen Vorschlag einzugehen. So kam die „Coeur Sechs“ in das Wappen über der Eingangsthüre des jetzt zu einer Apotheke eingerichteten Burghofs.

Quellen: