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Von den Schätzen und der weißen Jungfer in Schweina
In der Mittelgasse zu Schweina steht die von der Familie Heller einst an der Stelle des alten von Hund'schen Hauses erbaute Hofraithe, in der es nicht geheuer ist, denn es ruhen dort noch zwei Schätze tief unter der Erde. Der mächtigste der beiden ist aber zu stark versetzt und nicht mehr zu heben. In früheren Zeiten saß er unter einem der jetzt aufgerissenen Thorpfeiler des alten Hauses. Eine arme, aber brave Frau aus Schweina, die eines Tages gerade zur Mittagszeit mit einem Hockel Leseholz aus dem Walde dort vorbei mußte, sah ihn unter dem Pfeiler in der Sonne glitzern. Es war ein großer Kessel voll blanker Goldstücke. Da die Frau Courage hatte, warf sie hurtig ihren Hockel ab und hatte schon ein paar Hände voll des Goldes in ihrer Schürze, als sie sich vergaß und in ihrer Freude ausrief: „Ach du lieber Gott, was hast du mich armes Thier doch so glücklich gemacht!“ Und so versank der Schatz wieder unter ihren Händen. Von dem aber, was sie schon in die Schürze gerafft, baute sie sich ein Häuschen im Dorfe.
Der andere Schatz sitzt neben dem Brunnen in dem Heller'schen Hausgarten. Dann und wann zeigt ihn eine weiße Jungfer mit einem Spinnwebengesicht an, die dort im Mondenschein ihr Linnen bleicht. Ein alter Förster oder Einnehmer, der noch in dem von Hund'schen Hause wohnte, sah die weiße Jungfer in einer mondhellen Nacht im Garten, und da er dachte, sie sei eine, die ihm die Aepfel stehlen wollte, so ergriff er das Gewehr, riß das Fenster auf und legte schon auf sie an, als ihn seine Frau mit den Worten zurückzog: „Siehst Du denn nicht, daß es die weiße Jungfer ist, die dort ihre Wäsche bleicht?“ Und das war ein Glück für den Mann; denn wer auf die weiße Jungfer schießt, den trifft die Kugel ins eigne Herz.
Später wurde einmal eine Hausfrau schnell zu ihrem sterbenden Vater in das Dorf gerufen; sie legte daher noch einige Stücke Holz in den Ofen, sagte den Kindern, sie möchten sich ruhig verhalten und hübsch in der Stube bleiben, sie käme gleich wieder, verschloß dann alle Eingänge zum Haus und ging fort. Kaum aber war die Frau weg, so entstand ein so furchtbares Saufen und Brausen im Ofen, daß es den Kindern himmelangst wurde, und da der Spektakel nicht nachließ, faßte sich der Aelteste ein Herz und ging, von den jüngeren gefolgt, nach der Küche, um in dem Ofen nachzusehen. Da aber hörten die Kinder auf einmal mit dumpfer Stimme hinter ihrem Rücken die Worte: „Ich habe nur einmal das Feuer angeblasen“, und als sie sich umguckten, sahen sie in das Spinnwebengesicht der weißen Jungfer. Vor Entsetzen eilten sie nach der Stube, sahen aber dort gleich drauf das Gesicht der weißen Jungfer hinter dem Fenster, das aus der Stube in die Hausflur ging. Wie die Mutter heimkehrte, fand sie die Kinder bleich und am ganzen Leibe zitternd, im Hause aber sonst Alles noch, wie sie es verlassen.
Quellen: