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Die Sage vom Babower Schloss

In Babow hat einst ein Schloss des Wendenkönigs gestanden, das ist verwünscht worden und in die Erde gesunken. Ein tiefer Erdspalt ist aber auf der Stelle geblieben, wo das Schloss gestanden hat und man erzählt sich noch heute, dass der Schatz des Wendenkönigs tief unter der Erde ruhe.

Von diesem Schatze hatten einmal drei Bauern in der Schenke gehört: sie beschlossen, denselben zu heben. Sie loosten und dem, welchen das Loos traf, wurde an Ort und Stelle ein Strick um den Leib gebunden; daran liessen ihn die beiden Gefährten in die Tiefe hinab. Er kam auch endlich glücklich unten an. Richtig: da stand ein Schloss. Als er nun auf dem Schlosshofe war und sich dem Thurm des Schlosses näherte, konnte er nicht hinein, denn vor jeder Thür hing ein Schloss. Er pochte; da liess sich eine Stimme vernehmen, die fragte ihn, was er wolle. Der Bauer antwortete, er wolle den Schatz des Wendenkönigs heben. Darauf sagte ihm die Stimme, wenn er das wolle, so müsse er einen schwarzen Bock, einen schwarzen Hahn und eine schwarze Katze bringen, welche nicht über ein Jahr alt und mit Bettelbrod genährt wären. Der Bauer sagte, das könne er nicht. Da befahl ihm die Stimme, er solle sich sofort entfernen. Der Bauer liess sich schnell an dem Seil emporziehen. Kaum war er wieder auf der Oberfläche der Erde angelangt, so schloss sich die Oeffnung des Bodens an der Stelle, wo das Schloss versunken war, auf immer.

Die drei Bauern pflanzten zum Andenken an dies Ereigniss auf der Stelle einen Baum.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880