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Der Schatz vom Schlossberge bei Burg

  Sielow

Zwei Brüder hatten bei der Theilung der Aecker einen Plan auf dem Schlossberge bei Burg erhalten. Beim Pflügen stiessen sie auf einen grossen Kessel mit Geld, das sie unter einander theilten. Als sie noch mit der Theilung beschäftigt waren, fragte eine Stimme, was sie mit dem Gelde anfangen wollten. Der eine von den Brüdern sagte, er wolle das Geld für seine Wirthschaft verwenden, der andere aber: er werde es vergraben. Die Brüder verfuhren denn auch mit ihrem Gelde, wie sie gesagt Nach längerer Zeit wollte der eine von ihnen seinen Schatz wieder ausgraben; als er aber zur Stelle kam, sah er vier Hunde mit glühenden Augen, welche an dem betreffenden Orte im Kreise herum sassen. Die Hunde liessen ihn denn auch nicht naher kommen. Als er noch so dastand, vernahm er eine Stimme, welche ihm zurief, er solle das Geld haben, wenn er es dem dritten Kinde, welches ihm würde geboren werden, geben wollte, er selbst dürfe das Geld nicht anrühren. Dazu wollte sich der Bauer nicht verstehen und so gelang es ihm denn nicht, seinen Schatz wieder zu heben.

Nach einiger Zeit wurde nun dem Bauer eine Tochter geboren: das war sein drittes Kind. Als diese Tochter drei Jahr alt war, erschienen ihr einst weiße Männer mit glänzenden Gesichtern; diese trugen Spaten und forderten das Kind auf, es solle ihnen folgen, sie würden ihm einen Schatz heben. Das Kind wollte aber nicht mitgehen, sondern lief zu seinen Eltern und erzählte denen, was sich zugetragen. Die Eltern sagten dem Kinde, wenn die weißen Männer wieder erscheinen sollten, so mochte es den Männern ja nicht folgen. Plötzlich wirbelte das Stroh aus dem Bettchen des Kindes in der Stube umher und dabei stand das Bett selbst in hellen Flammen. Auch in dem Kamin loderte das Feuer hell auf, davor aber spielten Hunde, Hasen und Kaninchen. Der Bauer ergriff sein Gewehr, schoss auf ein Kaninchen, das fiel auch nieder, sprang aber gleich wieder auf und lief davon, die übrigen Thiere folgten ihm. Das Kind fing von dem Tage an dahin zu siechen; und der Bauer hat nie wieder etwas von seinem Schatz gesehen.

Der Schatz aber soll einst dem Wendenkönig gehört haben. Segsa hat dieser Schatz dem Bauer gebracht, welcher die ihm zugewiesene Hälfte in seiner Wirthschaft verwandt hat.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880