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Der Spreestrudel I

  Sielow

Der Wendenkönig hielt einst um die Hand eines Mädchens an, welches in Storkow bei einer Herrschaft im Dienste stand. Da das Mädchen schön war, wünschte die Herrschaft, sie sollte ihren Sohn heirathen; die Verlobung wurde auch vollzogen. Als dann aber der Wendenkönig sich um das Mädchen bewarb, zwangen es deren Eltern, den Wendenkönig zu heirathen. Als nun der Hochzeitszug die Spree entlang nach Burg zu sich bewegte, kam bei der sogenannten Lübbener Eiche der frühere Verlobte des Mädchens dem Zuge entgegen und forderte den Wendenkönig zum Schwertkampf heraus. Der König nahm auch den Kampf an, vermochte aber dem jungen Mann nichts anzuhaben. Als die Mannen des Wendenkönigs das sahen, richteten sie ihre Geschosse auf den jungen Mann und tödteten ihn, dann warfen sie den Leichnam in den Fluss; an der Stelle, wo das geschehen ist, bildet die Spree noch heute einen Strudel.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880