<<< vorherige Sage | Was die Heimat erzählt | nächste Sage >>>

Der 22. April ein Schreckenstag der Stadt Bautzen

Im April des Jahres 1634 hatten unter dem Kaiserlichen Oberst Goltz Truppen Bautzen besetzt. Der Kurfürst von Sachsen bemühte sich, die Kaiserlichen aus der Lausitz zu vertreiben. Mit 14 Regimentern brach er am 20. April auf und zog über Radeberg und Kamenz nach Bautzen. Entschlossen griff er die Stadt an. Die feindliche Besatzung konnte sich gegen den anstürmenden Kurfürsten nicht lange halten und mußte die Stadt räumen. Das sollte aber für Bautzen ein Tag des Schreckens werden. Die Stadt erfuhr das gleiche traurige Schicksal, wie wenige Jahre vorher Magdeburg.

Als die Sachsen sich Bautzen näherten, ließ der Kommandant der kaiserlichen Truppe sogleich die Vorstädte anzünden. Der ungünstige Wind trieb das Feuer in das Innere der Stadt. Es griff dasselbe hier so schnell um sich, daß die ganze Stadt schon nach einer Viertelstunde über und über brannte. In wenigen Stunden glich die hübsche Stadt Bautzen einem Schutt- und Aschehaufen. „Von sämtlichen Gebäuden der Stadt blieb nicht soviel Holz übrig, daß man dabei ein Gericht Fische hätte sieden können.“ Infolge der großen Hitze konnte die Besatzung nicht auf den Wällen und Mauern bleiben. Sie mußte sich deshalb in die Schanzen und Laufgräben eiligst zurückziehen.

Die Bewohner der Stadt waren am schlimmsten daran. An ein Retten von Habseligkeiten war gar nicht zu denken; denn die einzelnen Gassen glichen Feuerbächen. So versuchten sie nur, wenigstens das nackte Leben zu retten, aber auch das wurde den meisten zur Unmöglichkeit gemacht. Der Kommandant befahl seinen Soldaten, keinen Bautzener aus der Stadt entfliehen zu lassen. Darum hieb die Besatzung alles nieder, was ihr in den Weg kam. Jedermann wurde niedergeschlagen, niemand verschont, weder Mann noch Frau, weder Greis noch Kind. Wer von den Bürgern nicht durch das Schwert der erbarmungslosen Feinde umkam, der fand in den wütenden Flammen ein jammervolles und qualvolles Ende.

Das Wehklagen war groß, der Jammer entsetzlich, das Schreien markerschütternd. Manche retteten sich auf die Türme, aber dort oben konnten es die Geflüchteten vor Rauch und Hitze nicht aushalten. Sie stürzten sich deshalb von der Höhe herab und blieben unten auf den Steinen mit zerschmettertem Körper liegen. Andere flüchteten in die Gewölbe und Keller, um vor den Flammen sich zu schützen, aber auch dort fanden die meisten ihren Tod. Viele dieser Gewölbe und Keller stürzten zusammen und begruben unter den Trümmern die, die hierher entwichen waren. Nur ein kleiner Teil der Bewohner blieb leben. Es hatten Bürger Zuflucht in die Burg genommen und im Schloßhofe sich zusammengeschart. Diese wurden gerettet.

Wie traurig sah es aber am anderen Tage in der Stadt aus! Die Sonne beschien eine Stätte des Grauens und Schreckens. – Mitten in den noch rauchenden Trümmern lagen verstümmelte und verkohlte Leichen zu Hunderten. Man begrub an einem einzigen Tage nicht weniger als 527 verbrannte Menschen; die Zahl der Bewohner, welche unter den stürzenden Trümmern begraben waren, war auch keine geringe. Als der Kurfürst Johann Georg I. in die verwüstete Stadt Bautzen kam und das Elend und den Jammer sah, weinte er bitterlich. Er verfolgte nun den Feind weiter und zwar bis Görlitz und Zittau. (Götzinger: Chronik von Sebnitz 1786, Seite 272–274!)

Christian Heckel meldet, daß Bautzen am 2. Mai 1634 durch Mord und Brand von den Kaiserlichen zerstört worden sei. Er schreibt:

„Budißin wurde von dem Kaiserlichen Obristen Goltz gantz und gar in Brand gestecket, wodurch in die 700 Menschen, auch viel 1000 Scheffel Meel und Korn, auch etliche 100 Stück Vieh mit verbrannt, welches geschehen den 2. May am Tage Sigismundi, Mittags 3 Uhren st. n. 1634. Mit Wahrheit können wir singen:

Misericordia Dei est, quod non consumti sumusi.
„Die Güte des Herrn ist’s, daß wir nicht gar aus sind!“

Die bettelarm gewordenen Bewohner Bautzens erholten sich erst nach Jahren wieder.

Quelle: