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Das Kalb vom Knitteldamm

  Boblitz

Bevor die feste Strasse von Lübbenau nach Boblitz führte, hatte hier der Wanderer einen düstem, durck Sümpfe führenden Knitteldamm entlang zu gehen. Auf diesem Damme war es nicht richtig, es galt für gefährlich, ihn in der Mitternachtsstunde zu betreten. Wer es dennoch wagte, wurde plötzlich von einem Kalbe angehalten, welches sich ihm in den Weg legte und ihn am Weitergehen hinderte. Hatte Jemand den Muth, mit Gewalt auf daeselbe einzudringen, so gereichte ihm das zum Verderben, denn das Kalb setzte der Gewalt Gewalt entgegen und drang so lange zornig auf seinen Widersacher ein, bis derselbe matt und erschöpft in den Sumpf gerieth. Oftmals fand man einen solchen verwegenen Mann am Morgen todt im Sumpfe, oder lebte er noch, so war er von einem hitzigen Fieber befallen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880