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Der kleine gelbe Hund

  Branitz

Auf dem Wege zwischen Sergen und Gablenz liess sich früher jede Nacht zwischen elf und zwölf Uhr ein kleiner, gelber Hund sehen, welcher die Vorübergehenden anbellte, im Uebrigen aber Niemandem etwas zu Leide that. Einstmals ging auch der Förster in der Nacht diesen Weg, begleitet von seinem Hunde. Der Förster hatte von dem gelben Hunde nie etwas gehört. Da ereignete es sich, dass er diesen zu sehen bekam. Der Hund fiel ihm auf: er legte sein Gewehr an und schoss nach ihm, fehlte aber, so nahe auch sein Ziel war. Jetzt aber ging der gelbe Hund auf den Jäger los. Da merkte dieser, dass es kein gewohnlicher Hund sei, auf den er geschossen hatte, warf seine Flinte weg und lief eilig davon. Sein eigener Hund folgte ihm ängstlich nach und schmiegte sich winselnd an ihn an. In vollem Lauf erreichte er die Schänke von Gablenz. Der Wirth warf eilig die Thüre hinter dem Förster ins Schloss; als er diesen so in die Stube gestürmt kommen sah. Eben schlug es zwölf. In demselben Augenblick liess sich draussen ein gewaltiger Knall vernehmen, als ob eine Kanone losgeschossen würde. Fortan ist der Hund Niemandem mehr erschienen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880