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Die Sage von den Schlangen am Schloßberg

  Burg

Nicht weit vom Schlossberge stand in Burg eine alte hohe Weide, die sogenannte Malks Weide. In der Weide hatte lange Zeit eine Schlangenkönigin gewohnt und jedes Jahr am 18. oder 19. März eine große Versammlung von Schlangen abgehalten. Zu der Versammlung sind jedes Mal eine ungeheure Menge von Schlangen aus allen Gegenden herbeigekommen. Der ganze Weg von der Mühle bis zum Schlossberg war dann mit Schlangen wie besät. Die Versammlungen fanden bei Nacht statt.

Dass dies Alles so war, hat der alte Malk sicher erfahren, welcher in der Nähe des Schlossberges wohnte. Er wollte einmal in einer der betreffenden Nächte in die Mühle gehen, um dort zu mahlen. Plötzlich sah er eine große Menge von Schlangen vor sich, mitten aber und unter den Schlangen die Königin mit einer goldenen Krone auf dem Haupte. Die Krone war besetzt mit funkelnden Edelsteinen. Der Mann wollte seinen Weg fortsetzen, aber er wurde ein paar Mal von den Schlangen gebissen. Es war ihm nicht möglich, durch dieses Gewirre weiter vorzudringen, deshalb kehrte er nach Hause zurück.

Nur auf einem weiten Umwege gelang es ihm, in der Nacht nach der Mühle zu kommen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880