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Das schimpfende Hühnchen

  Jüttendorf

Ein Bauer aus Jüttendorf fuhr einst in den Wald nach Streu. Als er seinen Wagen vollgeladen hatte, hörte er plötzlich ein Huhn ängstlich pipen. Mitleidig nahm er dasselbe zu sich auf den Wagen und fuhr damit heim. Um es zu erwärmen, weil es so kalt war, und das Huhn so kläglich that, setzte er es unter den Ofen. Am andern Morgen fand er dort Hafer, Gerste, Weizen und Korn.

Sofort trug er das Hühnchen, denn er wusste nun, was er daran hatte, in den Wald zurück, allein als er zurückkehrte, war das Hühnchen auch schon wieder an Ort und Stelle.

Da holte er den Pfarrer. Der Pfarrer veranstaltete einen kleinen Gottesdienst im Hause. Da fing das Hühnchen an zu schimpfen. Der Pfarrer aber betete ruhig weiter. Da geschah es, dass das Hühnchen nach kurzer Zeit verschwand.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880