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Drache als schwarze Henne

  Gross-Döbern

Ein Mann fand einmal in seiner Scheune, als er ein Bund Stroh aufhob, unter demselben eine schwarze, nasse Henne. Er nahm sie mit in die Stube und setzte sie unter den Tisch, damit sie dort trocken werde. Als er am andern Morgen nach der Henne sah, war dieselbe noch nass, neben ihr aber lag ein grosser Haufen Getreide. Da wusste der Bauer, dass die Henne kein gewöhnliches Thier sei, sondern der Drache. Weil er nun aber mit dem Drachen nichts zu thun haben wollte, so trug er die Henne wieder an den Ort hin, wo er sie gefunden hatte. Sogleich war sie verschwunden. Als er in die Stube zurückkehrte, sah er auch das Getreide nicht mehr.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880