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Der Drache im Schlosse zu Werben

  Werben

In Werben ging einst ein Mädchen, welches auf dem Schlosse diente, kurz vor Mitternacht zu Bett. Das Mädchen konnte nicht schlafen; so kam es, dass es um zwölf Uhr noch wach war. Da hörte es plötzlich die Thüren aufmachen und heftig zuschlagen. Das Mädchen war dreist, es stand auf, um nachzusehen, was es gäbe, allein es fand Niemand, auch waren die Thüren alle verschlossen. Da fing das Mädchen an, sich zu fürchten.

Plötzlich hörte es ganz in seiner Nähe ein Rasseln wie mit Ketten, es war ihm, als ob Jemand einen Scheffel voll Geld wegwerfe. Das seltsame Geräusch hielt bis um ein Uhr an, dann war Alles still. Am folgenden Morgen erzählte das Mädchen der gnädigen Frau, was ihm in der Nacht begegnet sei, diese aber verbot ihm, davon zu sprechen.

Ein alter Bauer aber, dem das Mädchen doch von dem Ereigniss erzählte, sagte, es hause im Schlosse ein Drache, welcher der Herrschaft immer Geld bringe. Er sagte auch, der Besitzer des Schlosses könne nicht eher sterben, als bis er den Drachen los sei.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880