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Der Stein vom Himmel
In Frauenbreitungen auf dem Marktplatze liegt ein großer schwärzlicher Stein, der soll einst vom Himmel auf den Platz gefallen sein, allwo er noch liegt, und Niemand konnte ihn wegbringen. Andre aber erzählen, der Stein habe weit draußen im Felde gelegen, und da sei einst ein starker Mann im Orte gewesen, seines Zeichens ein Leinweber, der sei eines großen Verbrechens angeschuldigt worden. Um sich von dem auf ihm lastenden Verdacht zu reinigen, vermaß sich der Leinweber, jenen bekannten Stein in seiner Schürze und in einem Gang, ohne auszuruhen, von draußen herein bis an das Gotteshaus zu tragen. Solches Vermessen wurde angenommen und der Mann hob den Stein im Felde auf in seine Schürze, und trug ihn in einem Gange bis nach Frauenbreitungen. Da er aber auf den Markt kam, riß die Schürze mitten von einander, und der Stein fiel zu Boden, und dahin, wo er noch liegt. Seitdem das geschehen ist, tragen alle Leinweber kurze Schürzen.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Band IV S. 136-137