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Kaiserpfalz Alstedt
In Nordthüringen lag eine der ältesten und berühmtesten Kaiserpfalzen, Alstedt früher auch Altstedt geschrieben, und ihren Namen vom hohen Alter ableitend. Sie wird mit andern namentlich im Sachsenspiegel angeführt, wo es heißt? Fünf Städte sind Pfalzen geheißen, die liegen in dem Lande zu Sachsen, da der König seinen rechten Hof haben soll, die erstere ist Gruma, die andere Werla, dieß ist nun zu Goslar gelegen, Wallenhausen ist die dritte, Altstedt die vierte, und Merseburg die fünfte. Die sächsischen Kaiser verweilten oft auf dem hochgelegenen Palatium, und hielten hier Zusammenkünfte mit den Reichsfürsten, auch Konrad der Salier und seine Nachfolger auf dem deutschen Königsthrone weilten mehr oder minder in dieser Pfalz und hielten Hoftage allda.
In Alstedt war es, wo Thomas Münzer, welcher dort Prediger war, die erste Ursache des thüringischen Bauernkrieges wurde. Er war ein unruhiger und ehrgeiziger Geist, schalt auf den Papst nicht minder, wie auf Luther, und nannte Beide Boten des Antichrists. Vor allem predigte er Freiheit von geistlichen und weltlichen Abgaben, und verhieß solche, da lief alles Volk von Eisleben, Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Querfurt, Halle, Aschersleben und allen Orten dieser Gegend, und manche viele Meilen weit her nach Alstedt, den trefflichen Prädicanten zu hören. Als er so großen Anhang merkte, griff er die berühmte Wallfahrtskirche zu Wilderbach bei Alstedt an, ließ sie plündern und in Brand stecken, machte heimliche Bündnisse, und ward dafür von dem Churfürsten von Sachsen bedeutet, seinen Stab weiter zu setzen, was er denn auch that, und sich darauf ein Jahr lang verborgen hielt, dann nach Nürnberg, und von da wieder nach Thüringen kam.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung