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Der Grafen von Gleichen Ursprung
In uralte Zeiten hinauf legte die Geschlechtssage den Ursprung der Grafen von Gleichen. Ernest, ein edler Römer, verließ mit seinem Bruder Italien, wegen innerlicher Unruhen daselbst, und kam nach Sachsen um das Jahr 455. Die Brüder wählten sich Wohnsitze in der Gegend, wo Göttingen liegt, bauten auf zwei Bergen gleicher Höhe zwei Burgen, und wurden deshalb, wie ihre Schlösser, selbst die Gleichen genannt. Ihre Nachkommen aber wurden in jener Zeit, da die Sachsen die am Harz wohnenden Thüringer verdrängten1), auch mit vertrieben, und erbauten nun eine neue Burg bei Mühlberg und Wachsenburg, die sie, den einmal angenommenen Namen beibehaltend, ebenfalls Gleichen nahnten. Diese Niederlassung soll noch vor Karl des Großen Zeiten unter den fränkischen Königen geschehen sein, welcher dann die Besitzer von Gleichen mit großen Gütern im Thüringer Lande belehnte. Ihnen gehörte in Thüringen außer dem, was sie in und um Erfurt besaßen, das Schloß Gleichen und dessen Umgebung, die Grafschaft Viselbach, Schloß, Stadt und Herrschaft Ohrdruf, Tonna, Blankenhain, Remda, Kranichfeld, Krackendorf und Schauenforst nebst dem Flecken Wechmar. In Westphalen befaßen sie Pyrmont und Spiegelberg, die Grafschaften, und außerdem waren sie Besitzer des ganzen Eichsfeldes mit allen seinen Schlössern und Ortschaften.
Quellen:
- Ludwig Bechstein - Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes, Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung