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Auf den Acker gehen

  bei Peitz

Zwei Schwestern, von denen die eine Wittwe war, lebten mit einander. Eines Tages nahmen sie sich vor, sie wollten am nächsten Morgen ganz in der Frühe auf das Feld gehen, um daselbst Bohnen zu pflücken. In der Nacht um zwölf Uhr hörte die eine Schwester einen starken Krach; sie glaubte, ihre Schwester wolle schon in der Nacht, wie sie gesagt hatte, auf den Acker gehen, und achtete des Geräusches nicht weiter, sondern schlief wieder ein.

Um drei Uhr stand sie auf. Als sie nach dem Acker ging, sah sie ihre Schwester hinter sich. Sie rief derselben zu, dieselbe solle sich beeilen und mit ihr zusammen gehen, aber sie erhielt keine Antwort. Nach einem Weilchen sah sie sich wieder um, da war ihre Schwester verschwunden. Nun fiel ihr wieder ein, dass sie in der Nacht einen starken Krach gehört hatte. Voll banger Ahnung eilte sie nach Hause: da fand sie ihre Schwester todt im Bette.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880