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Seltsame Geschehnisse beim Tode des Herrn von Stradow

  Stradow

Der frühere Besitzer von Stradow, welcher ungefähr vor sechzig Jahren gestorben ist, soll ein düsterer und roher Mensch gewesen sein. Seinem Leben hat er durch Gift ein Ende gemacht.

Um dieselbe Zeit und zu derselben Stunde, als er mit dem Tode kämpfte, waren drei bis vier Mägde mit dem Melken der Kühe im Kuhstall beschäftigt. Als die Mägde auf ihren Schemmeln saßen und bei der Arbeit waren, erhob sich im Stall ein furchtbarer Sturm, so dass die Kühe zitterten und vor Angst brüllten. Die Balken des Stalles krachten, es schien, als ob das Dach jeden Augenblick einstürzen werde. Erschreckt sprangen die Mägde von den Schemmeln auf und flüchteten nach der Thür, um ihr Leben zu retten. Darauf geschah ein furchtbarer Krach. Die Mägde wurden mit Gewalt zur offenen Thür hinausgeworfen. Kaum waren sie im Freien, so brachte man die Kunde, der Herr sei soeben verschieden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880