Thuirer Kreuzche

In alter Zeit stand an einem Kreuzweg zwischen Berg-Thuir und Nideggen-Pissenheim ein Kreuz, worauf sich ein Cristuskörper befand. Die Flur auf das es stand, wird noch heute „am Thuirer Kreuzge“ genannt. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Wäldchen Muscheling, in welchem in alter Zeit eine Wasserburg lag. Von der Existenz dieser Burg zeugt heute noch erkennbar einige Gräben und übrig gebliebene Wallreste. Über diese Wasserburg und ihrem Besitzer gibt es folgende Sage:

Eine arme Witwe aus Thuir wohnte in einer windschiefen Hütte, die sie mitsamt einer Wiese vom reichen Burgbesitzer gepachtet hatte. Obendrein besaß die Witwe noch eine alte, abgemagerte Kuh, die sich von der kargen Wiese ernährte.

Es kam der Tag, an dem die alte Frau die Pacht nicht mehr bezahlen konnte. Der hartherzige Pachtherr ließ seinen Hütejungen die abgemergelte Kuh der armen Witwe abholen und zu seiner Herde bringen, mit der sie dann abends in den Stall der Wasserburg getrieben wurde. Als der Burgherr seinen Hund auf die Witwe hetzte, um sie von seinem Besitz zu vertreiben, rief diese im drohend zu, dass Gott ihn für seine Hartherzigkeit strafen würde.

Als der Hütejunge am anderen Morgen den Stall seines Herrn betrat, lag alles Vieh tot auf dem Boden. Nur die Kuh der alten Witwe lebte noch und schaute ihn aus ihren hungrigen Augen an. Rasch machte der erstaunte Hütejunge sie los - ihm fiel die Drohung der Alten gegen seines Herrn ein - die abgemergelte Kuh aber lief mit übermütigen Sprüngen auf Thuir zu. Der Hütejunge meldete seinem Herrn, der eben auf die Jagd gehen wollte, das Unglück und fügte hinzu: „Das hat Gott Euch geschickt!“

Erzürnt über diese Worte, riss der Burgherr das Gewehr von seiner Schulter und zielte auf das in der Nähe stehende Thuirer Kreuz mit den gotteslästernden Worten: „Hast Du Hund das getan?“ Der Schuss ging los, die Kugel jedoch prallte zurück und traf die Stirn des Gotteslästerers. Getroffen fiel dieser zu Boden und verwandelte sich auf der Stelle in einen Hund. Gleichzeitig versank seine Wasserburg unter donnernden Getöse in den Erdboden, so dass man schon bald nichts mehr von ihr sah.

Der Hund durchstreift seit dieser Zeit den Wald und bewacht den mit der Burg versunkenen Schatz, einer Geldkiste.

Quelle: Frei nach Margot Klinke; www.heimat-geschichtsverein-nideggen.de