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Der Teufel in der Sägemühle

  Branitz

Bei einem Schneidemüller wollte kein Gesell mehr Arbeit nehmen, denn so oft einer auf der Mühle zu arbeiten begonnen hatte, des Morgens fand man ihn stets todt. Da kam einmal ein munterer Geselle an, welcher Arbeit begehrte. Der Müller wollte nicht, dass bei ihm noch mehr junge Leute umkämen; er erzählte also dem Gesellen, was in seiner Mühle sich zutrage und rieth ihm, er solle weiter ziehen. Der Gesell aber sagte, er fürchte sich vor dem, was ihm bevorstehe, nicht. Er trat die Arbeit an und machte es sich am Abend nach gethaner Arbeit bequem. Es wahrte aber nicht lange, so kam der Teufel. Der Gesell knackte gerade Nüsse und liess sich auch in dieser Beschäftigung durch des Teufels Ankunft nicht stören. Der Teufel sah das und bat ihn, er mochte ihm auch einige Nüsse geben. Sofort griff der Gesell in die Tasche und steckte dem Teufel einen Stein in den Mund. Dieser knackte und knackte, konnte den Stein aber nicht zerbeissen. Er klagte dem Gesellen seine Noth. Der Gesell sagte: „Dem Uebel ist leicht abzuhelfen, ich will Dir die Zähne spitz feilen, dann kannst Du besser knacken.“ Das leuchtete dem Teufel ein. Er liess sich den Kopf in eine Hobelbank einklemmen. Der Müller aber schrob, dass der ganze Kopf des Teufels knackte. Dann begann er die Zähne des Teufels mit der Feile so zu bearbeiten, dass dieser Ach und Weh schrie. Der Teufel bat den Gesellen, er solle ihn frei lassen, der aber feilte lustig weiter. Endlich aber, als der Teufel versprach, er wolle die Mühle nie wieder besuchen, liess er ihn frei. Fortan blieb die Mühle von den Besuchen des Teufels verschont und kein Geselle kam darin mehr um.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880