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Die gebannte Scheune in Luckau

Als der große Krieg in unserer Gegend war, wurden in einer Schlacht die ganze Kalauer Vorstadt und alle Scheunen davor von den Franzosen in Brand geschossen, so daß nichts übrigblieb. Nach dem die Feinde verjagt waren, fingen die Leute an, alles wieder aufzubauen, auch die Scheunen. Nun war da ein Mann, der baute sich seine Scheune zuerst auf. Die war bloß aus Lehmfachwerk mit Strohdach. Die stand am Wege von der Kahnfahrt nach Kressels Mühle. Bald nachdem die Scheune fertig war, war ein sehr strengen Winter. Da kamen einmal Zigeuner nach Luckau, die hatten eine Frau bei sich, die war in Kindsnöten. Aber die Leute in der Vorstadt wollten das Weib nicht in ihre Häuser lassen, und die Zigeuner sollten mit ihr bis ins nächste Dorf gehen. Wie sie noch redeten, kam der Mann dazu und als er hörte, wie die Leute so hart zu dem Weibe sprachen, ließ er sie in seine Scheune und gab den Zigeunern Stroh und zwei Pferdedecken. Und in der Nacht bekam das Zigeunerweib Zwillinge, und seine Frau kochte ihr eine Suppe. Nach zwei Tagen zogen die Zigeuner fort und bedankten sich. Ehe sie aber gingen, sagte der Hauptmann: Wir wollen dir deine Scheune bannen. Und der Mann war's zufrieden uns sie gingen um die Scheune herum und sagten Zauberei. Und was sie getan hatten, das half. Die Scheune ist niemals abgebrannt, bloß 1843 war das Dach sehr angesengt. Und sie hat auch die Scheunenbrände von 1893, wo alle Scheunen vor der Kalauer Vorstadt abbranten, als einzigste überstanden.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau N.-L., Berlin 1933