Der Schluffjann

  Matthieur, Köln-Aachener Eisenbahn

Das Wort „Schluffjann“ kann in der Schriftsprache nicht bezeichnend wiedergegeben werden, will aber soviel sagen als: „Der schleichende Johann.“

Als Erzbischof Engelbert von Köln im Niedeger Schlosse gefangen saß, glaubte der raube Burgvogt sich durch eine harte Behandlung desselben bei dem Grafen Wilhelm von Jülich in größere Gunst zu setzen. Nicht allein, dass er den Erzbischof mehrmals in einem eisernen Käfig an einem Thurme der Burg zur Schau aussetzte, gönnte er ihm auch nicht einmal des Nachts jene Ruhe, welche ihm selbst meistens floh.

Wenn er sich schlaflos auf seinem Lager hin- und herwälzte, stand er auf, schlich dem Kerker des Gefangenen zu und weckte ihn mit dem Rufe: „Wach' auf Pfaff! du sollst nicht schlafen, wenn ich nicht schlafe.“

Als der Bischof nun später in die Freiheit gesetzt wurde, sagte er zum Vogt beim Abschiede: „Nun wird der Pfaff wohl schlafen können, der Schlaf dich aber ewig fliehen!“ Darum schleicht noch jetzt der Geist des Vogts nächtlich durch die Ruinen der Burg dem Gefängnisse Engelberts zu, von allen der Schluffjann genannt; doch Der, den er wecken will, ruht längst im Münster zu Bonn.

Quelle: „Sitten und Sagen des Eifeler Volkes“, 2. Band: Sagen, Herausgegeben von J.H. Schmitz, Trier, Druck und Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung, 1858, Seite 94; Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet