<<< vorherige Sage | IX. Wenden- und Schildbürgerstreiche | nächste Sage >>>

Die durstige Weide

  Sielow

Bevor die Wenden auf ihrer Wanderung die Gegend, in welcher sie jetzt leben, erreicht hatten, sind sie noch nicht so klug gewesen wie jetzt; davon haben sie manche Beweise gegeben. So kamen sie einst an einen Bach; an demselben stand eine Weide, welche ihre Zweige weit über das Wasser beugte. Da sagten sie: „Die Weide will trinken, kann aber das Wasser nicht erreichen; wir wollen ihr helfen.“ Sofort machten sie sich an die Arbeit und drückten so gewaltig gegen die Weide, dass der Stamm brach und die Weide mitsammt den Wenden in das Wasser stürzte.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880