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Die goldene Kette

  Forst 

Eines Abends kam in Forst ein Mann von der Arbeit heim. Als er in der Nähe des Kornhauses war, sah er durch das Dunkel der Nacht ein kleines Feuer schimmern. Er ging darauf zu: da sah er, dass sechs Männchen um dasselbe herumtanzten. Schon hatte er sich dem Feuer bis auf etwa zwanzig Schritt genähert, als ihn die Männchen bemerkten. Sogleich verschwanden sie und das Feuer erlosch.

Darauf ging der Mann nach Hause und erzahlte der Frau, bei welcher er wohnte, was er gesehen hatte. Er forderte sie auf, mit ihm nach der Stätte zu gehen, um nachzusehen, ob sie dort Etwas finden würden. Die Frau entschloss sich endlich auf vieles Zureden zu dem Gange.

Als beide zur Stelle waren, sahen sie zunächst nichts. Plötzlich aber bemerkte die Frau etwas Glänzendes auf der Erde. Sie bückte sich danach. Da sah sie, dass es eine goldene Kette war. Schon streckte sie die Hand aus, um dieselbe aufzuheben, da aber sank dieselbe in die Erde und war verschwunden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880