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Die brennenden Kloben im Garten

  Kolkwitz

In dem Kirchdorfchen Kolkwitz wohnte ein alter Pfarrer mit seiner Kochin. Eines Abends, es war im Herbst, wollte die Kochin Feuer anmachen. Sie nahm ein Stückchen Kien vom Kaminsims und zündete den Kien ein paar Mal an, aber er brannte nicht. Ärgerlich darüber sprach sie: „Da mag der Teufel Feuer anmachen.“ Dabei schaute sie zum Fenster hinaus. Das Fenster führte nach dem Garten hin. Da sah sie ein grosses Feuer in demselben brennen. Eilig lief sie in den Garten, um zu sehen, was das sei. Als sie bei dem Feuer angelangt war, rief eine Stimme: „Greif zu! Dreimal kannst Du kommen.“

Beherzt griff sie nach einem starken, brennenden Kloben und lief damit in die Küche zum Heerd; aber wie sie ihn auf den Kohlenrest des Heerdes gelegt hatte, erlosch der brennende Kloben. So rasch als die Füsse sie trugen, lief sie nochmals zu dem brennenden Feuer im Garten, und wieder rief die Stimme: „Nun noch einmal.“ Sie zog wieder einen brennenden Kloben aus dem Feuer und lief damit wie vorher zur Küche.

Wieder erlosch derselbe, als sie ihn auf den Heerd gelegt hatte. Aergerlich ging sie zum dritten Mal in den Garten und griff in die Gluth, woraus sie wiederum einen Holzkloben zog. Plötzlich gab es einen Krach und tiefe Finsterniss umgab die Kochin.

Erschreckt lief sie in die Küche, zündete ein Lämpchen an und leuchtete damit nach dem Heerd. Siehe, da waren die Kloben lauter Gold.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880