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Beim Pflügen einen Schatz gefunden

  Auras

Es kamen einmal drei Männchen nach Auras, welche durch ihre altmodische Kleidung Allen auffielen. Sie gingen in das Wirthshaus und erkundigten sich dort nach den Pechofen. Dabei erzählten sie allerlei. Sie liessen auch manches Wort von einem Schatz fallen, welcher auf der Feldflur des Dorfes vergraben sei. Darauf gingen sie wieder fort. Man hatte auf ihre Reden geachtet und suchte nach dem Schatze, von welchem sie gesprochen hatten. Als man ihn aber nicht fand, dachte nach einiger Zeit kaum noch Jemand daran.

Es war eine geraume Zeit vergangen, da pflügte einmal ein Bauer auf seinem Acker. Plötzlich stiess der Pflug gegen einen festen Gegenstand. So sehr der Bauer die Pferde auch antrieb, sie konnten den Pflug nicht von der Stelle schaffen. Der Bauer bückte sich und untersuchte das Hinderniss; da fand es sich, dass eine grosse, mit Eisen beschlagene Kiste den Pflug hemmte. Sogleich führte er seine Pferde abseits und band sie an einen Baum. Als er wieder zur Kiste kam, traf er drei Männer in altmodischer Kleidung bei derselben, die sagten ihm: „Wenn Du den Schatz heben willst, so hole Deinen Knecht; für Dich allein ist die Arbeit zu schwer; Ihr dürft aber bei der Arbeit kein Wort sprechen.“

Sofort holte der Bauer seinen Knecht herbei. Schnell war die Kiste blosgelegt und beide Männer hoben sie empor. Da aber entschlüpfte dem Knecht das Wort: „Das ist aber verflucht schwer!“ Sofort entglitt die Kiste ihren Händen und sank in die Tiefe. Nun muss sie wieder bis zu einer bestimmten Zeit in der Erde ruhen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880