<<< vorherige Sage | XXXV. Schatzsagen | nächste Sage >>>

Betrunken zu Gold gekommen

  Döbberick

Eines Abends ging ein Bauer, welcher sich in Cottbus einen kleinen Rausch angetrunken hatte, nach Hause. Auf dem Wege von Cottbus nach Döbberick musste er an der Haide vorbei. Wie er den Haidesaum entlang ging, sah er zwischen den Bäumen ein Feuer schimmern. Er ging darauf los, um seine Pfeife mit einer Kohle anzuzünden. Allein so oft er auch eine Kohle auf die Pfeife legen wollte, immer misslang ihm das. Bei diesen Versuchen fielen mehrere Kohlen in seine Stiefel. Plötzlich war es ihm, als brenne es rings um ihn. Mit einem Male stand ein grosser, schwarzer Hund mit feurigen Augen vor ihm. Der Bauer sprach in seinem Rausche ganz wohlgemuth: „Du wirst mich auch nicht beissen.“

Nach diesen Worten ging er seiner Wege. Als er zu Hause angekommen war, legte er sich sogleich auf die Ofenbank und schlief ein. Am andern Morgen erwachte er ziemlich spät. Das Erste war, dass er seine Stiefel, welche er vom vorigen Tage her noch auf den Füssen hatte, auszog. Da fielen acht Goldstücke aus den Stiefeln heraus, gerade so viel, als Kohlen hineingefallen waren. Eilig lief er darauf zu seiner Mutter, zeigte ihr die Goldstücke und sagte: „Siehst Du, Mutter, ein Betrunkener kann auch einmal Glück haben.“

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880