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Der Schatz in der ehemaligen Lochfärbe zu Sebnitz

  M. I, Nr. 48; II, Nr. 900. 
  Von meiner 1839 geborenen und 1854 in der Lochfärbe mit abgebrannten Mutter erzählt.

Wo jetzt in Sebnitz, Ecke Schandauer Straße und Steingässel, das neue Postgebäude errichtet worden ist, da stand vor alters ein weitläufiges Holzhaus, die sogenannte Lochfärbe, das bei dem großen Feuer 1854 in Flammen aufging.

In jenem Hause nun hatten zwei alte Eheleute, die gewöhnlich auf den oberen Hausgange ihre Wolle trieben, schon oft ein kleines Männlein in brauner Kutte vom Boden über die Treppen herabsteigen sehen. Dasselbe verschwand regelmäßig in der Nähe eines uralten Herdes, den niemand mehr benützte. Auch sah man dort gar oft glühende Kohlen liegen, ein sicheres Zeichen, daß an dem Orte ein Schatz verborgen. Der Hauswirt Schöne ging deshalb zu einer klugen Frau, die ihm riet, mit Hilfe seiner beiden Brüder und einer reinen Jungfrau, namens Anneliese, den Schatz zu heben. Doch sollten sie tiefes Schweigen bewahren. Wirklich waren sie auch so glücklich, einen großen Kessel mit Gold aufzugraben; aber eben als sie ihn herausheben wollten, rief die Anneliese: „Was kommt denn da für ein braunes Männel?“ Im Nu war der Kessel verschwunden, und die Schatzgräber standen vor dem leeren Loche. Den braunkuttigen Geist hat man seitdem nie mehr gesehen.

Quellen: