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Im Dom zu Breslau

Auch hier ward der Tod eines Domherrn durch das freiwillige Läuten einer Glocke, oder Geräusch im Dome angedeutet. Es finden sich darüber im Dome folgende Verse:

Zur Rechten:

Mors venit et nescis aderit ubi, quomodo, quando,
Saepe deus signis hanc properare docet.
Quippe ut dissolvi debeat Canonicus illic,
Pulsus agit templum, murmura dira strepunt.
Credite his verbis monitor attente tuorum,
Martyr Vincenti numen inesse tuum.
Sed quoniam colitur venerabilis hic tua cervix,
In mortis luctu, poscimus, affer opem.

Es kommt der Tod, doch wo und wie und wann,
Weiß niemand; aber Gott giebt oft ein Zeichen,
Daß er sich naht. So oft ein Domherr hier
Verscheiden soll, entsteht ein Läuten und Geräusch.
In solcher Weisung zeigt sich deine Kraft
Binzentius, du treuer Freund der Deinen.
Du, dessen Haupt ein Heiligthum uns ist;
Hilf uns, o Heil'ger, in dem Todeskampf.

Zur Linken:

Res est praedigna, quam signa mente benigna,
Cunctis praelatis et canonicis sodalitatis,
Stallo sit pulsus, cum quis vadat moriturus.
Martyr Vincenti facis hunc clangore recenti,
Quos cum Baptista parce salute pia.

Bemerken, was sich seltsam hier ereignet:
Soll einer der Prälaten oder Herrn
Des Doms in kurzem sterben, so entsteht
Ein Glockenschlag. Du heiliger Vinzent
Machst diesen Ton; o hilf mit Sankt Johann
Dort dem Entschlafenen zu ew'gem Heil.

Quelle: Johann Gustav Gottlieb Büsching: Volkssagen, Märchen und Legenden, Leipzig, Reclam, 1812,