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In der Stiftskirche zu Merseburg

In der Stiftskirche zu Merseburg hat man, drei Wochen vor dem Absterben eines jeglichen Domherrn, bei der Nacht einen großen Tumult in der Kirche gehört, und es ist auf den Stuhl desjenigen Domherrn, welcher sterben sollen, ein solcher Schlag geschehen, als ob ein starker Mann, aus allen Kraften, mit geschlossener Faust einen gewaltigen Streich thäte. Sobald solches die Wächter, deren etliche sowohl bei Tag, als bei Nacht darin gewacht und wegen stattlicher Kleinodien, so darin vorhanden, die Runde gegangen, vernommen, haben sie es, gleich des andern Tages hernach, dem Kapitel angezeigt. Und solches ist demselben Domherrn, dessen Stuhl der Schlag getroffen, eine persönliche Vertagung gewesen, daß er in drei Wochen sterben müsse.

Quelle: Johann Gustav Gottlieb Büsching: Volkssagen, Märchen und Legenden, Leipzig, Reclam, 1812,