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Der Böhmische Zauberer Zython

Der Böhme Zython wußte die Zauberkunst sehr meisterlich zu treiben. Bald erschien er wie ein Riese, bald wie ein Zwerg, oftmals fuhr er auf der Straße und hatte Hähne vor seinen Wagen gespannt. Er ging auf dem Wasser und that mehr andere dergleichen seltsame Dinge. Zuweilen narrte er diejenigen, die der König zu Tafel geladen hatte und machte, daß niemand in die Schüssel greifen durfte, weil sie vermeineten, daß ihre Hände wären zu Pferdefüßen geworden. Auf eine gewisse Zeit machte er aus einem Bunde Stroh dreißig Schweine, die sehr fett und wohlgestaltet waren. Diese verkaufte er sämmtlich einem Becker, doch mit dem Bedingen, daß er sie durch kein Wasser treiben solle, welcher Vermahnung der Käufer lachte, und da er bei ein kleines Wasser gekommen, jagte er die Schweine dadurch, die aber alsobald verschwanden und wieder zu Stroh wurden.

Der Becker ging eilig hin, um seinen Verkäufer zu suchen und fand ihn in einem Weinkeller auf der Bank liegen und schlafen. Er griff ihn bei einem Fuße, ihn aufzuwecken, es blieb ihm aber das ganze Bein in der Hand. Zython, der darüber aufwachte, beklagte sich über den Becker und sagte, daß er ihm sein Bein aus dem Leibe gerissen, welches dieser nicht leugnen konnte. Was sollte er nun mit diesem Erzbösewicht anfangen? Er sah sich betrogen, mußte aber noch ein größeres Unheil befürchten, weil zwischen den Schweinen und dem Beine keine Vergleichung zu machen, ließ ihm daher das bezahlte Geld und mußte über den Schaden auch den Spott dazu haben.

Quelle: Johann Gustav Gottlieb Büsching: Volkssagen, Märchen und Legenden, Leipzig, Reclam, 1812,