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Die Wendenschlacht

  Chron. Montis Sereni L. Mag. 1823 S. 57

Und es ward einer große Schlacht geschlagen im Lande Lausitz. Markgraf Gero kämpfte mit den Wendenfürsten. Die Lausitzer aber fochten mit Verzweiflung. Sie traten auf die Körper ihrer gefallenen Mitstreiter und die schwer verwundeten selbst vertheidigten noch, auf ihre Schilder gelehnt, den letzten Theil des vaterländischen Bodens. Gero selbst aber wurde schwer verwundet und büßte die Tapfersten seiner Schaaren, eine ungeheure Anzahl der edelsten Ritter und seinen noch einzigen Sohn Siegfried, einen erst kürzlich verheiratheten jungen Mann von 18 Jahren ein. Dieser Verlust beugte ihn so außergewöhnlich, daß er seine Würde niederlegte, nach Rom wallfahrtete, seine Waffen auf den Altar der Peterskirche niederlegte und dem Papste Johann XII. seine Sünden beichtete.1)

Anmerkungen: An vielen Orten der Lausitz findet man die Erinnerung an Wendenschlachten. Kämpfer- oder Kämpenberge giebt es z.B. bei Königshain, in der Görlitzer Haide, zwischen Löbau und Eybau („der große und der kleine Kampf“) u.a.O. Kriegshügel bei Biehain.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862


1)
Im Jahr 963 unternahm Gero in weit fortgeschrittenem Alter einen Feldzug gegen die Lusitzi. Diese siedelten in der Niederlausitz und waren von Heinrich I. im Jahre 932 tributpflichtig gemacht worden. Noch im Jahre 961 verfügte Otto zugunsten des Magdeburger Moritzklosters über einen Teil der Einnahmen aus den Ländern Lausitz und Selpoli. Wahrscheinlich hatten die Lusitzi – vielleicht unter ihrem Fürsten Dobromir – die Tributzahlungen verweigert. Sie leisteten Geros Truppen heftigen Widerstand, denn es kam zu großen Verlusten in Geros Gefolge. Gero selbst wurde schwer verletzt. Unter den vielen gefallenen Adeligen soll auch ein Neffe Geros gewesen sein. Quelle: Wikipedia