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Bekehrung der Wenden

  Aventinus ann. Bojor. III. 161. 
  Laus. Mag. VII. 1827. 
  L. Monatsschrift 1799. I. 193. 
  Großer, Merkm. part. 2. p. 6. 
  Carpzov's Ehrentempel p. 27.

Der Wendenkönig Samo beraubte und tödtete die zu ihm geschickten Gesandten des Königs Dagobert, welcher nach dem Tode seines Vaters Lothar im Jahre 631 zur Regierung des fränkischen Reichs gekommen war. Da brachen auf Befehl des Königs die böhmischen Fürsten mit drei Heeren in die wendischen Länder ein, brachten sie zum Gehorsam, unterwarfen sie seiner Oberherrschaft, und legten ihnen das Joch des Christenthums auf.

Die Grenznachbarn der Wenden gegen Abend und der Böhmen gegen Morgen waren die Hunnen. Diese kamen dadurch in Bewegung und überfielen die Wenden. Der Wendenherzog Borutho schickte Gesandte an die Heerführer der Böhmen und verlangte Hilfe. Ohne Zögern kommen die Böhmen den Wenden zum Beistande, stürzen sich bewaffnet in die Reihen der Hunnen, besiegen und vertreiben sie und machen so die Wenden und die benachbarten Völkerstämme den fränkischen Königen sehr geneigt. Unter den Geißeln, welche die Wenden gaben, waren Carast, der Sohn, und Chiromar, der Enkel des Borutho. Diese wurden nach Böhmen geführt und lernten dort die himmlische Weisheit nach christlicher Weise kennen.

So kam die heilsame Lehre schon früh zu den Wenden. Allein tiefe Wurzeln faßte sie nicht, und es waren nur wenige Spuren derselben noch in diesen Gegenden vorhanden, als zweihundert Jahre später die beiden Griechen Cyrillus und Methodius, nach der Bekehrung der Bulgaren und Mähren, in's Böhmerland kamen und den Herzog Borzivoy und seine Gemahlin Ludmilla nebst vielen vornehmen Böhmen von der Wahrheit des Christenthums überzeugten und tauften.

Von hier aus gingen sie auch in die Oberlausitz, predigten den heidnischen Bewohnern das Evangelium und gründeten mehre Kirchen, unter denen man die zu Jauernitz und die Peterskirche in Görlitz namentlich anführt. Bei Tachau unfern Görlitz fanden sie den Götzendienst der Isis, rotteten ihn aus und gründeten mitten in dem Haine eine Kirche. Aber auch diese Bekehrung scheint von keinem Bestande gewesen zu sein, da die deutschen Kaiser in späterer Zeit noch immerwährend mit den abtrünnigen Lausitzern zu kämpfen hatten.

Anmerkungen: Vgl. Th. I. No. 1. 2. 3. 5. (Anmerk.) 13.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862