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Pfarrer Nikolai zu Kunnewalde bei Bautzen

  Handschriftl. Chronik von Budissin ohne Namen des Verf in der Biblioth. 
  der Oberl. Ges. d. Wissensch. Fol. 20. cf. Jöcher's Gelehrtenlerikon s. lit. 
  K. Scheibele, das Kloster, Bd. XII. S. 497.

Zur Zeit als in der Lausitz das Evangelium schon ganz mächtig zu werden anfing und die Leute nicht mehr zur katholischen Messe gehen wollten, war zu Kunnewalde bei Bautzen ein katholischer Priester. Der eiferte ganz entsetzlich gegen Dr. Luther und sein Werk und rief eines Tages im unbändigen Zorn von der Kanzel herab: Wenn des verdammten Ketzermeisters Luther Wort und Lehre wahr wäre, so solle ihn doch flugs der Donner erschlagen.

Kaum hatte er's ausgesprochen, so zog ein schweres Gewitter am Himmel auf. Da flohen die Leute in Haufen zur Kirche heraus. Der Pfarrer aber stieg von der Kanzel und wollte auf seine Pfarre gehen. Aber noch ehe er zu Hause ankam, fuhr ein Blitzstrahl herab und traf das Lästermaul, daß er auf ewig verstummte und todt liegen blieb. Da wurden viele zum Evangelium bekehrt. Solches ist geschehen am Tage S. Trinitatis im Jahre des Heils 1537.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862