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Der bestrafte Gotteslästerer

 Annalen der Stadt Budissin a. a. 1607. 
 Grässe S. 46.

Im Jahre 1607, den 24. Dezember, in der Christnacht sitzen etliche Bauernburschen in einem Dorfe, zwei Meilen von Bautzen (Milkel-Wesseln oder Nikolwesel genannt), beisammen, saufen und spielen das Glück auf das kommende Jahr, wie es bei den Wenden damals Gebrauch war. Als nun der eine das Seine verspielt, hat er darüber greulich gelästert und geflucht, schrecklich geschworen und sich vermessen.

In solcher Gotteslästerung bleibt er hinter dem Tische sitzen, die Augen offen, als sehe er noch, hält auch die Kartenblätter in den Händen und verstummt. Die Andern vermeine ten, er zürne, weil er nicht reden und zum Spiel nicht zuwerfen wolle, ermahnen und rufen ihm zu, er solle doch zugeben, rütteln und stoßen ihn: da fällt er um und ist todt, ist also ein solcher Gotteslästerer jählings durch Gottes Strafe und ernstes Gericht dahingefahren und also todt nach Hause getragen worden.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862