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Der Burgberg zu Schönberg I

  Frenzel, hist. nat. II. 1683. msc. Samml. von Schön No. 18. Msc. 
  L. Haupt im Görl. Sonntagsbl. 1854 No. 9.

Nahe bei Schönberg liegt der Berg, von welchem zweifelsohne das Städtlein den Namen hat, denn er ist in der That schön und gewährt eine reizende Aussicht in die Umgegend. Es geht da hinauf ein Weg so breit, daß zwei Wagen neben einander fahren können, bis auf den Gipfel. Auf der ganzen Strecke und dort oben auf einem runden Flecke wächst weder Gras noch Holz, gleich als wenn der Erdboden versengt wäre. Denn es ist das eine verfluchte Stelle und geschah die Verfluchung im Jahre 1636. Damals besaß Schönberg Hans Christoph von Nostitz, ein sächsischer Rittmeister und gewaltthätiger Mann. Zu dem kam einmal ein schwedischer Hauptmann, mit Namen Scoß, auf Besuch, der ritt ein wunderschönes Pferd, und das Pferd stach dem Rittmeister so in die Augen, daß er es mit aller Gewalt haben wollte und dem Hauptmann eine große Summe dafür bot.

Aber der Hauptmann hatte sein treues Schlachtroß lieb und wollt' es um keinen Preis lassen. Ueber dem Feilschen kamen beide Kriegsmänner in Streit, gaben sich gegenseitig harte und ehrenrührige Worte, und drohten einander dies und jenes. Darüber rief der von Nostitz seine Leute herbei, ließ den schwedischen Hauptmann fesseln, warf ihn ins Gefängniß und machte ihm den Prozeß, weil er gesagt haben sollte: Er würde dem Rittmeister einen rothen Hahn auf das Dach setzen. Wie sehr sich der Gefangene nun auch verschwor, daß er diese Drohung nicht ausgestoßen habe, so wurde er doch verurtheilt, mit dem Schwerte vom Leben zum Tode gebracht zu werden.

Als er nun dieses Urtheil vernommen, da hat er immerfort geschrieen: Nostitz, Du hast das Urtheil im Finstern gemauset! Wehe über Dich und über Deine Kinder! – Aber was half ihm das Geschrei? Er wurde alsobald den Berg hinauf zur Richtstätte geführt. Auf dem Wege dahin wollte er von einem Zuspruch der Geistlichkeit nichts wissen, sondern schrie immerfort: „Wehe über Dich, Hans Christoph von Nostitz, Du Bluthund! Verflucht seist Du, verflucht sei der Platz, wo ich mein Blut vergießen werde: darauf soll nimmermehr kein Gras wachsen.“

Und der Fluch ist in Erfüllung gegangen. Der Rittmeister von Nostitz wurde bald darauf in seinem eigenen Hofe erstochen. Der älteste Sohn ist in Polen jämmerlich umgekommen und in Stücke zerhauen worden; der andere ward in Haugsdorf ermordet und der dritte und letzte ist in Rothenburg über der Abendmahlzeit von einem seiner eigenen Unterthanen, dessen Vater, einen Fleischer, er erschossen hatte, mit einem Schusse durchs Fenster getödtet worden.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862