<<< vorherige Sage | Siebendte Abtheilung: Wundersagen | nächste Sage >>>

Der Hungerbrunnen bei Uhyst am Taucher

  Laus. Monatsschr. 1797 I. 412.

Im Kirchdorfe Uhyst am Taucher ist eine weissagende Quelle. Sie führt den Namen: der Hungerbrunnen, weil sie seit undenklichen Zeiten jede Mißernte und Hungersnoth, ja auch Krieg und Pestilenz angezeigt hat.

Wenn dies Brünnlein reichlich fließt und Wasser genug giebt, dann wird's ein gutes Jahr, fließt aber das Brünnlein dünn und spärlich, also daß es schier vertrocknen will, dann tritt gewiß Mißwachs und Theuerung ein. Ist's einmal im Frühling ganz trocken, so ist's gar schlimm und es kommt gewiß im Laufe des Jahres eine große Hungersnoth mit Krieg und Pestilenz. Also haben's die umwohnenden Bauern immer erfahren bis auf den heutigen Tag.

Anmerkungen: Aehnliche weissagende Quellen sind zu Halle (Grimm D. S. I. S. 163), bei Oldenburg (Müllenhof N. 121.), im Hennebergischen (Bechstein Fr. S. S. 265), bei Schweinfurh (Bechstein . c. S. 174.), bei Baden (Schnetzler II. S. 194), bei Freiburg i. B. (Derselbe I. S. 369.) u. a. a. O. Bei mancher dieser Quellen ist das Anzeichen umgekehrt, d. h. sie haben die größte Fülle, wenn ein trockenes Jahr eintreten soll.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862