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Der Schatz auf dem Kückelsberge bei Kamenz

  Gräve S. 103. O. u. N. Laus. Chronik S. 84. Preusker I. 184.

Auf dem Kückelsberge bei Wohla in der Nähe von Kamenz lag ein Stein. Der war nicht groß, doch gab er einen wunderbaren Klang, wenn man an ihn klopfte. Man nannte ihn auch den Teufelsstein. Dort liegt eine Braupfanne mit einem Schatze, den der Teufel selber bewacht. Ein Paar Leute aus den benachbarten Dörfern Biela, Tschorna und Bernbruch haben ihn heben wollen und den Stein zu untergraben angefangen. Schon hob sich der Stein. Da entsteht auf einmal ein furchtbares Wetter, obgleich erst ein schöner Vormittag gewesen ist, und ein fremder, seltsam gekleideter Mann läuft herzu und schreit sie an: Seht ihr denn nicht eure Dörfer brennen? Erschreckt drehen sie sich um und sehen nichts als Rauch und lichte Flammen. Da versinkt der Stein mit einem furchtbaren Krach in die Erde und die Bauern laufen erschreckt auf ihre Dörfer zu. Aber da hat die Sonne wieder freundlich geschienen und es ist nichts von einer Feuersbrunst zu sehen gewesen. Doch haben sie für immer die Lust verloren, weiter nachzugraben.

Anmerkungen:

  1. Nach Preusker ein heidnischer Opferort. Vgl. No. 96.
  2. Gickelsberge oder Kückelsberge giebt es auch sonst noch in der Lausitz, z. B. bei Königshain. Auf dergleichen Bergen versammeln sich die Hexen zu Walpurgis. Es sind meistens heidnische Opferorte. Der Name kann verschieden abgeleitet werden. Nämlich
    1. von gucken, ausschauen, so daß es nur ein anderer Name für das bei uns ebenso häufig vorkommende Wachtberg wäre;
    2. von gigeln = gaukeln, in Bezug auf heidnischen Götzendienst oder Hexerei;
    3. von Kukuk, dem Teufelsvogel.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862