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Der Schatz auf dem Junkersberge bei Lauban

  Sammlung von Schön No. 40. Msc.

Nordöstlich von Lauban auf Wünschendorf zu liegt ein Klostergut, welches den Namen Junkersberg führt. Der Erbauer desselben hieß nämlich Junker. Derselbe hatte auf unrechtmäßige Weise viel Geld zusammen gescharrt und ehe er starb im freien Felde vergraben. Aber seine Seele hat keine Ruh’ und muß den Schatz in Gestalt einer Korngarbe bewachen, bis er einmal wird gehoben und das Geld unter die Armen vertheilt sein. – Viele haben diese Garbe gesehen, und noch im Jahre 1822 wurde ein Versuch gemacht, den Schatz zu heben, wobei ein fremder Betrüger die Leute um ihr Geld brachte. Aber was man nicht hob, war der Schatz, wohl aber zog man sich eine polizeiliche Untersuchung zu.

Anmerkungen:

Ist die gespenstige Korngarbe im freien Felde vielleicht eine dunkle Reminiscenz an die dem Svantewit oder Odin und seinem Pferde gewidmete Korngarbe, welche beim Erntefeste unter gottesdienstlichen Ceremonien auf freiem Felde dem Gott stehen gelassen wurde? Noch heute spielt in den Erntefestgebräuchen der Wenden die letzte Garbe (Schwade) eine Rolle. Der Besitzer versteckt nämlich unter dieselbe einen lebendigen Hahn, der dem gehört, welcher beim Zusammenraffen des Getreides auf ihn trifft. Jedoch muß er den davonfliegenden Hahn sich erst haschen. Dieses ist der feierliche Beschluß des Erntefestes und heißt das Hahn haschen, Hahn wischen (erwischen) wend. Kocota Capac, und das bei dieser Gelegenheit den Ernteleuten verabreichte Bier heißt das Hahnenbier, s. Wend. Lied II. S. 221. Looke, Chronik von Guben. An manchen Orten spielt man das bekannte Hahn schlagen. Dieser Hahn war ein dem Swantewit dargebrachtes Opfer und das Hahnbier ist der Ueberrest einer Opfermahlzeit.

Das Erntefest war das Hauptfest des Jahres, wie dies bei einer ackerbauenden Nation in der Ordnung ist. Der Hahn sowohl als die überall noch heute gebräuchlichen Erntetänze wurden dann in christlichen Zeiten auf den heiligen Veit, Sanctus Vitus, der der Namenähnlichkeit wegen des Gottes Erbe übernehmen mußte, (Svantewit wird übrigens übersetzt heiliges Licht oder heiliges Wesen), übertragen. Daher der Name Veitstanz, und daher auch erklärlich, warum Bischoff Otto an die Reliquien des heiligen Veit das Bild eines Hahnes befestigen ließ, damit das noch halb heidnische Volk der Pommern ihn verehren sollte (Barthold, Gesch. von Rügen I. S. 230).

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862