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Der Schatz im Kirschauer Raubschlosse - Erste Sage (K.Haupt)

  Nach Gräve S. 148.

Auf dem Kirschauer Berge sieht man noch heute die Trümmer einer Burg, welche einst ein berüchtigtes Raubnest war. Im Berge aber liegt ein großer Schatz in einem eisernen Kessel, den man in einer bestimmten Nacht und unter gewissen Zauberformeln heben kann. Im Jahre 1602 wagte es ein Bauer mit Hülfe seines Sohnes diesen Schatz zu heben. Auf seine Beschwörung öffnete sich der Berg und der Kessel wurde sichtbar; aber der Bauer hatte einen Theil der Zauberformel vergessen und stockte in seiner Beschwörung. Da erschien plötzlich ein furchtbar geharnischter Ritter in schwarzer Rüstung und blutrothem Helmbusch. Feuer flackerte aus der Erde und eine schauderhafte Stimme rief: Wehe, wehe Dir und Deinen Thaten! Ein Donnerschlag erfolgte, der Schatz verschwand, der Sohn ergriff die Flucht und den Vater fand man am andern Morgen mit umgedrehtem Halse und schwarzem Gesichte entseelt in der Ruine.

Anmerkungen: Wahrscheinlich sind die Trümmer Ueberreste von der im Jahre 1352 von den Städtern eingeäscherten Raubburg, die Körse.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862