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Der Schatz auf der Landeskrone - Erste Sage

  Mündlich. Büschings Volkssagen I. 178. 
  Frankenberg, Leben Jakob Böhmes, Amsterd. 1715 4. S. 3. N. Lauf
  Mag. 1838 S. 383. Schön's Handschrift "# Äg 29. Preusker II. 100. Akten d. Naturf.

In der Landeskrone ist von alten Zeiten her ein großer Schatz vergraben. Jakob Böhme, der berühmte Görlitzer Schuster und Philosoph hat ihn einst gesehen. Als er noch ein Knabe war und das Vieh hütete, pflegte er schon, in tiefsinnigen Betrachtungen versunken sich von seinen Gefährten abzusondern. So kam er einmal in Gedanken in der Mittagsstunde auf den Berg. Auf dem Gipfel fand er einen Eingang, wie von rothen Steinen gemauert, und als er hineinging, erblickte er eine große Bütte mit Gold. Er erschrak aber so sehr darüber, daß er eiligst zurückging, ohne sich Etwas von dem Gelde zu nehmen. Als er nachher mit andern Knaben mehr mals auf den Berg stieg, konnte er den Eingang nicht mehr finden.

Im 17. Jahrhunderte hat sich ein berühmter Schatzgräber zu Forste, Namens Bernhard Adelmann, dem Magistrat zu Görlitz angeboten und gesagt, er wollte den Schatz heben. Aber er hat zu viel für sich selbst verlangt.

Eine andere Sage berichtet, es habe ihn ein fremder Schwarzkünstler gehoben und hinweggeführt, habe aber dadurch einen Fluch auf sich geladen, daß er eines schmählichen Todes verstorben.

Zur Weihnachtszeit um Mitternacht kann man den Eingang finden. Zum Schlüsselloche paßt ein jeder Kanzelschlüssel, welchen man in der Christnacht abziehen muß. Andere sagen, es müsse der Kanzelschlüssel aus der Görlitzer Peterskirche sein und man brauche dazu die ebendaselbst liegende große Habermann'sche Altarbibel.

Auch heißt es, daß der Schatz gehoben werden könnte, wenn soviel reine Jungfrauen zusammen kämen, daß der Berg durchgesägt werden könnte. Daher sagt man von einer spröden Jungfrau, die nicht heirathen mag, sondern ohne Grund einem ehrlichen Burschen einen Korb giebt: „Sie will warten, bis die Landskrone durchgesägt wird und dabei helfen“.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862