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Der Schatz verläßt den Stromberg

Der Schatz auf dem Stromberge blieb aber nicht immer daselbst. Die ihn bewachenden Geister hielten es einst, vielleicht weil man demselben allmählich zu sehr auf die Spur gekommen war, für nöthig, ihn auf den felsigen Rothstein bei Sohland zu bringen. Man erzählt sich davon folgende Geschichte:

Ein Paar Bauern aus dortiger Gegend ackerten einst am Fuße des Strombergs; plötzlich kam ein kleines graues Männchen, sie wußten selbst nicht recht woher, auf sie zu und verlangte, daß sie ihm sogleich ein Gespann von sechs rothen typ:ochse|Ochsen verschaffen sollten, weil die Braupfanne mit dem großen Schatze des Strombergs von diesem auf den benachbarten Rothstein gebracht werden sollte. In nicht geringer Angst vor dem Berggeiste gab ihm unverzüglich jeder den an seinen Pflug gespannten Ochsen, und zum Glück waren es lauter rothe. Dann holten sie schleunig aus dem Dorfe noch ein anderes Paar rothe Ochsen. Das Bergmännchen fragte sie darauf, ob sie die Wegführung des großen Schatzes sehen oder hören wollten. Eins von beiden dürften sie wählen. Die beiden Bauern hatten Angst und sagten, sie wollten sich gern mit dem bloßen Hören begnügen. Aber Zittern und Beben ergriff sie, als sie nun die Erde unter sich dröhnen und den großmächtigen Schatz wie einen gewaltigen Donner dahin brausen hörten.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862