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Der Geldkeller auf dem Löbauer Berge - Erste Sage

  Büsching II. 105. IV, 337. Frenzel, hist natur. msc. II. 771. 
  Großer, Merkw. V. 14., O. u. N. Laus. Chronik S79, 
  Taschenbuch Gedenke mein, Wien und Leipzig 1840 S. 103. 
  Breslauer Handschrift No. Ä. Gräfe, S. 493 ff. Borott S. 39. 
  Leipziger Generalanzeiger 1845 No. 1. 
  Preusker, Blicke c. i. S. 78. Gräve S. 118. 
  Winter, in der Constit. Zeit. 1854 No. 24.

Von der höchsten Spitze des Löbauer Berges führt nach Norden der sogenannte Prinzensteig an einem Felsen vorüber, der im Volke allgemein der Geldkeller genannt wird, denn es liegt ein Schatz darin, groß genug die ganze Lausitz zu kaufen. Viele sagen, die Hüter des Schatzes wären die verstorbenen Bürgermeister von Löbau, und sie würden die Stadt unterstützen, wenn sie in Noth käme. Das Thor desselben ist geschlossen, und nur an hohen Festtagen zu bestimmten Stunden ist es Einzelnen vergönnt, in's Innere der Höhle zu treten und sich dort Schätze zu holen. Aber es muß ein ganz uneigennütziger Mensch sein, den der Zufall hierher geführt. Einmal war ein Löbauer Bürger ausgezogen den Schatz zu heben. Aber vor übergroßer Begier sich von den Schätzen, die er fand, soviel als möglich anzueignen, hatte er ganz vergessen, daß der Berg nur eine Stunde lang offen sei. So mußte er sieben Jahre im Berge bleiben. Als sich nach sieben Jahren der Berg wieder öffnete, da ließ er gern alle Schätze im Stich und war zufrieden, nur seine Freiheit wieder erlangt zu haben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862